Erinnern Sie sich an Swissair? Im 20. Jahrhundert war diese Fluggesellschaft solide wie eine Schweizer Bank, weshalb manche Leute sie als „fliegende Bank“ bezeichneten. Und doch war es die erste Fluggesellschaft die in der Krise von 2001 zusammenbrach. Die Forscher Aaron Hermann und Hussain G. Rammal von der Universität Adelaide argumentieren in ihrem Paper ‚The grounding of the „flying bank“‚ (2010), dass ein wichtiger Faktor für den Untergang von Swissair das schlechte strategische Entscheiden aufgrund von Gruppendenken war. Lassen Sie uns einen Blick darauf werfen, was Gruppendenken ist und was man tun kann, um es zu verhindern.
Ursachen und Ergebnisse von Gruppendenken
Gruppendenken (Englisch: groupthink) geschieht, wenn eine Gruppe von Menschen gemeinsam schlechtere Entscheidungen trifft als wenn jedes Gruppenmitglied allein entschieden hätte. Die Ursachen für dieses irrationale Verhalten basieren auf Gruppendynamik. Der Antrieb besteht aus dem gegenseitigen Druck zu Homogenität und Konformität mit tatsächlichen oder vermeintlichen Gruppenwerten sowie einer hierarchischen Gruppenstruktur, in der der Leiter immer Recht hat und jeder sich schnell dem anpasst was er will oder was sie vermuten was er will.
Das Ergebnis von Gruppendenken ist, dass nur eine begrenzte Anzahl von Optionen in Betracht gezogen werden, manchmal sogar nur eine, und dass keine offene und gründliche Diskussion über die Vor- und Nachteile geschieht, da die Gruppe sich schnell auf eine Option einigt. Das kann entweder aufgrund einer dominierenden Führungsperson geschehen oder weil die Gruppe dazu tendiert Harmonie über die Entscheidungsqualität zu stellen. Vor allem bei komplexen strategisches Entscheidungen ist das Ergebnis von Gruppendenken in der Regel eine schlechte Entscheidung in Bezug auf die Kluft zwischen dem beabsichtigten und dem tatsächlichen Ergebnis.
Die wirtschaftlichen Kosten von schlechten Entscheidungen aufgrund von Gruppendenken können enorm sein, wie die Beispiele Enron, Swissair und in jüngerer Zeit VW zeigen. Gruppendenken bei Entscheidungen mit hohem Einsatz zuzulassen ist völlig inakzeptabel, da die Methoden zur Vermeidung von Gruppendenken seit mindestens vier Jahrzehnten bekannt sind. Irving Janis, der Psychologe von der Yale Universität, der als erster das Phänomen wissenschaftlich erforscht hat, stellte bereits eine Reihe von nützlichen Methoden in seinem Buch „Victims of Groupthink“ („Opfer des Gruppendenkens“) vor, das im Jahr 1972 veröffentlicht wurde.
Wie man Gruppendenken vermeidet
Es gibt drei Methoden, die ich für am besten geeignet halte um Gruppendenken zu verhindern. Sie sind einfach, aber nicht immer einfach zu implementieren. Hier sind sie:
Methode 1: Vielfalt der Köpfe
Homogenität der Gruppenmitglieder in Bezug auf ihren beruflichen Hintergrund und ihre Sozialisation im Unternehmen begünstigen in der Regel Gruppendenken. Es macht in der Regel keinen großen Unterschied, wenn man in einer Gruppe Vielfalt im Bezug auf ethnische Herkunft oder Geschlecht hat. Menschen, die für längere Zeit der gleichen Unternehmenskultur ausgesetzt waren und auf einer ähnlichen hierarchischen Ebene arbeiten haben in der Regel die Tendenz sich in ihrem Denken anzugleichen.
Daher ist es für wichtige Unternehmensentscheidungen ratsam, die Vielfalt der Gedanken zu fördern, indem man einige Menschen mit konträren Ansichten und unterschiedlichen Karrierewegen in den Prozess einbezieht. Wenn man jemanden aus einer niedrigeren Hierarchieebene als der Rest der Gruppe auswählt, ist es wichtig sicherzustellen, dass Unterschiede in der Machtposition zwischen den Mitgliedern in der Diskussion nicht relevant sind. Die Diskussion sollte sich vielmehr auf das Thema und die Vorzüge der Argumente konzentrieren.
Methode 2: Effektive Moderation
Es ist wichtig einen freien Fluss von Argumenten und eine offene Diskussion zu erreichen, die nicht durch Machterwägungen und Abteilungsinteressen gehemmt ist. Dafür benötigt man einen unvoreingenommene Moderator, neutral wie ein Schiedsrichter im Fußball die vereinbarten Regeln durchsetzt.
Oft passiert leitet der CEO die Sitzung. Abgesehen von der Tatsache, dass er bereits die mächtigste Person im Raum ist, wird seine Rolle weiter durch die Tatsache verstärkt, dass er die Diskussion in die gewünschte Richtung lenken kann. Idealerweise sollte der Moderator eine Führungskraft sein, die von den Kollegen respektiert wird und die angemessen in Gruppenmoderation trainiert ist. Alternativ kann es auch ein externer professioneller Moderator sein, der die Autorität hat ein Treffen von Führungskräften zu leiten.
Methode 3: Ein Anwalt des Teufels
Die Methoden 1 und 2 können bereits die Aufgabe erfüllen Gruppendenken zu verhindern. Allerdings könnte immer noch das Risiko bestehen, dass die Teilnehmer eine kontroverse Diskussion vermeiden und sich zu schnell auf eine Entscheidung einigen, bevor sie eine Reihe von Optionen richtig besprochen haben. Es ist daher ratsam, einen Anwalt des Teufels, auch Advocatus Diaboli genannt, in die Diskussion einzubeziehen. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Annahmen in Frage zu stellen, Schwächen in der mehrheitlich unterstützten Option zu erkennen und unkonventionelle Optionen zu verteidigen.
Im Idealfall sollte der Advocatus Diaboli ein externen Moderator oder Coach sein, der keine persönlichen Interessen an der Entscheidung hat und versiert in Gruppendynamik und Entscheidungsprozessen ist. Des Teufels sollte die Diskussion nicht dominieren, sondern nur Impulse für die Diskussion geben, sobald alle anderen sich zu schnell auf eine bestimmte Option einigen, ohne alle relevante Optionen ausreichend erkundet zu haben.
Fazit
Gruppendenken ist ein großes Übel in Vorständen und Aufsichtsräten. Die drei empfohlenen Methoden können helfen, Gruppendenken zu vermeiden und eine höhere Qualität von Führungsentscheidungen in Unternehmen jeder Größe ermöglichen. Für Meetings bei denen es um wichtige strategische Entscheidungen geht sollte man erwägen, einen externen Moderator und einen externen Advocatus Diaboli hinzuzuziehen. Dies würde nicht nur das Risiko von Gruppendenken verringern sondern helfen, Betriebsblindheit zu vermeiden.