Die Bedeutung von Nachhaltigkeit für mittelständische Unternehmen wächst – und damit der Finanzierungsbedarf für Projekte zur Steigerung der Nachhaltigkeit. Der Mittelstand ist dafür, laut KfW-Mittelstandspanel 2023, mit einer Eigenkapitalquote von 31 % und einer hohen Schuldentragfähigkeit im Durchschnitt grundsätzlich gut aufgestellt. Doch um die Nachhaltigkeitswende in der deutschen Wirtschaft zu stemmen, ist eine erhebliche Steigerung der Investitionen erforderlich.
Hoher Investitionsbedarf für Nachhaltigkeitstransformation
Der Sustainable Finance-Beirat der Bundesregierung beziffert Deutschlands zusätzlichen Investitionsbedarf zum Erreichen der Klimaneutralität bis 2050 in einem Diskussionspapier auf insgesamt 5 bis 6 Billionen Euro.
Um das zu erreichen, ist auch eine Steigerung der Klimainvestitionen der deutschen Unternehmen erforderlich. Die aktuellen jährlichen Investitionen der Unternehmen von 55 Milliarden Euro pro Jahr reichen nicht aus. Stattdessen ist eine Verdoppelung auf 120 Milliarden Euro nötig, um allein die Klimaziele zu erreichen, von anderen Nachhaltigkeitszielen wie Biodiversität und faire Lieferketten ganz zu schweigen.
Diese Investitionsoffensive ist nicht nur wichtig für das Erreichen der nationalen Nachhaltigkeitsziele, sondern auch für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit jedes einzelnen Unternehmens. Damit stellt sich die Frage, wie mittelständische Unternehmen an die nötigen Finanzmittel für Nachhaltigkeits-Investitionen kommen können.
Finanzierungsmöglichkeiten für Nachhaltigkeitsprojekte
Es gibt bereits eine Reihe von Finanzierungsmöglichkeiten für Nachhaltigkeitsprojekte im Mittelstand. Hier eine Auswahl der wichtigsten:
Grüne Kredite (Green Loans)
Grüne Kredite sind Darlehen, die von Banken speziell für Nachhaltigkeitsprojekte vergeben werden. Diese Kredite können für eine Vielzahl von Vorhaben genutzt werden, wie zum Beispiel:
- Energieeffizienzmaßnahmen
- Erneuerbare Energien
- Umweltfreundliche Technologien
Viele Banken bieten mittlerweile spezielle Programme und attraktive Konditionen für grüne Kredite an. Ein Beispiel ist die “Klimaschutzoffensive für Unternehmen” der KfW, in deren Rahmen die KfW zinsgünstige Kredite für Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen an Unternehmen vergibt.
Förderprogramme und Zuschüsse
Es gibt zahlreiche öffentliche Förderprogramme und Zuschüsse auf nationaler Ebene und EU-Ebene, die speziell KMU bei der Finanzierung nachhaltiger Projekte unterstützen. Diese Programme bieten nicht rückzahlbare Zuschüsse oder zinsgünstige Darlehen an. Wichtige Programme sind:
- ERP-Umwelt- und Energieeffizienzprogramm: Dieses Programm unterstützt Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien.
- Förderprogramm „Energieberatung im Mittelstand“: Hier werden Beratungsleistungen zur Identifikation von Einsparpotenzialen gefördert.
- Horizon Europe: Das EU-Programm fördert Forschung und Innovation, einschließlich nachhaltiger Projekte. Angesichts der relativ geringen Erfolgsquote von Projektvorschlägen und dem hohen bürokratischen Aufwand ist Horizon Europe meist eher für größere Mittelständler mit hohem F&E-Anteil geeignet. Forschungsintensive KMU können jedoch ebenfalls von dem Programm profitieren, wenn sie die richtigen Konsortialpartner finden.
Crowdfunding
Crowdfunding bietet eine alternative Finanzierungsquelle für Nachhaltigkeitsprojekte. Über Plattformen wie Kickstarter, Startnext oder Indiegogo können Unternehmen ihre nachhaltigen neuen Produkte und Dienstleistungen direkt von einer innovations- und nachhaltigkeitsorientierten Gemeinschaft finanzieren lassen. Diese Methode bietet mehrere Vorteile:
- Direkter Zugang zu einer breiten Investorenbasis
- Die Möglichkeit, Marktinteresse und Akzeptanz vor Produkteinführung zu testen
- Erhöhung der Sichtbarkeit und des Engagements für das Projekt
Crowdfunding eignet sich besonders für Nachhaltigkeitsprojekte, die eine überzeugende Geschichte und einen klaren Nutzen bieten.
Grüne Anleihen (Green Bonds)
Grüne Anleihen sind Schuldverschreibungen, deren Erlös ausschließlich zur Finanzierung oder Refinanzierung von grünen Projekten verwendet wird. Diese Projekte können den Klimawandel bekämpfen, den Energieverbrauch reduzieren oder die Umwelt schützen.
Vorteile von grünen Anleihen sind:
- Zugang zu einem wachsenden Markt von nachhaltigen Investoren
- Verbesserung des Unternehmensimages
- Langfristige Finanzierungsquelle
Immer mehr Unternehmen, auch aus dem Mittelstand, nutzen grüne Anleihen, um ihre nachhaltigen Projekte zu finanzieren.
Nachhaltigkeitsfonds
Nachhaltigkeitsfonds investieren gezielt in Unternehmen, die ESG-Kriterien für Umweltaspekte (Environment), soziale Aspekte (Social) und Unternehmensführung (Governance) erfüllen. Diese Fonds bieten mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit, sich Kapital von Investoren zu sichern, die Wert auf Nachhaltigkeit legen.
Durch die Beteiligung an einem Nachhaltigkeitsfonds können Unternehmen ihre Projekte langfristig finanzieren und gleichzeitig ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen. Allerdings erfordert dies die dokumentierte Erfüllung von ESG-Kriterien auf Basis einer Standard-konformen Nachhaltigkeitsberichterstattung. Speziell für KMU, die nach der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU nicht berichtspflichtig sind, stellt das eine hohe Hürde dar.
Leasing und Contracting
Leasing und Contracting sind Finanzierungsmodelle, die es Unternehmen ermöglichen, nachhaltige Technologien und Anlagen ohne hohe Anfangsinvestitionen zu nutzen:
- Leasing: Unternehmen können z.B. Solaranlagen oder energieeffiziente Maschinen leasen, wodurch sie ihre Liquidität schonen.
- Contracting: Hier übernimmt ein Dienstleister die Investition, Installation und Wartung von Anlagen, und das Unternehmen zahlt eine Nutzungsgebühr.
Diese Modelle sind besonders attraktiv für Unternehmen, die flexibel bleiben und ihre Kapitalbindung minimieren möchten.
Fazit
Die Finanzierung nachhaltiger Projekte im Mittelstand erfordert eine sorgfältige Planung und die Auswahl der richtigen Finanzierungsquelle. Grüne Bankkredite, Förderprogramme, Crowdfunding, grüne Anleihen, Nachhaltigkeitsfonds sowie Leasing und Contracting bieten vielfältige Möglichkeiten, um nachhaltige Vorhaben erfolgreich umzusetzen. Durch die Nutzung dieser Finanzierungsmodelle können mittelständische Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken und einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz leisten.
Dabei sollten mittelständische Unternehmen beim Thema Sustainable Finance beachten, dass die dokumentierte Erfüllung von ESG-Kriterien immer stärker die Zugangskonditionen zu Fremdkapital bestimmt. So müssen Banken seit 2024 mit der Green Asset Ratio (GAR) eine neue Kennziffer im Rahmen der EU-Taxonomie berichten. Nachhaltigkeitsberichte und ESG-Ratings werden daher auch für Mittelständler zunehmen wichtiger, um ihren Investitionsbedarf zu guten Konditionen zu decken.
Dafür brauchen auch Unternehmen, die nicht nach CSRD berichtspflichtig sind, eine Nachhaltigkeitsstrategie. Unternehmen, die für ihre Nachhaltigkeitsstrategie kompetente Unterstützung suchen, können gern ein kostenfreies Erstberatungsgespräch mit mir vereinbaren.