Digitale Technologien können einen erheblichen Beitrag dazu leisten, die deutsche Wirtschaft ökologisch nachhaltiger zu machen.
Nach einer Studie des IT-Branchenverbandes Bitkom kann eine beschleunigte Digitalisierung quer durch die Sektoren zu einer erheblichen Reduktion der CO2-Emissionen führen. Die erwartete Reduktion liegt über dem geschätzten CO2-Ausstoß der digitalen Technologien selbst, so dass Bitkom je nach Szenario mit einer Netto-Einsparung von 43 bis 80 Millionen Tonnen CO2 rechnet.
Um eine möglichst hohe CO2-Netto-Einsparung sowie insgesamt eine Reduzierung des ökologischen Fußabdruck in der gesamten Wirtschaft sowie in einzelnen Unternehmen zu erzielen, ist es wichtig, die Informationstechnik selbst ebenfalls nachhaltiger zu gestalten. Hierfür hat sich der Begriff Green IT eingebürgert.
Ein erstes Beispiel für grüne Informationstechnologie war der Ende der 1980er entwickelte „Green PC“ von Fujitsu, der als erstes IT-Gerät, das Umweltzeichen „Blauer Engel erhielt, weil er nach damaligem Stand relativ ressourcenschonend und energiesparend war.
Green IT umfasst alle Maßnahmen, die darauf abzielen, die Informationstechnik (IT) in Unternehmen umweltfreundlicher und ressourcenschonender zu gestalten. Dies reicht von der Nutzung energieeffizienter Hardware und Software über die Optimierung von IT-Prozessen bis hin zur Implementierung von Recycling- und Entsorgungskonzepten für elektronische Geräte.
Warum Green IT für Unternehmen immer wichtiger wird
Digitale Technologien durchdringen immer stärker Prozesse, Produkte und Dienstleistungen in Unternehmen. Auch wenn in punkto Energieeinsparung gerade bei IT-Hardware in den letzten drei Jahrzehnten bereits einiges erreicht wurde, sind die Einsparungen meist durch mehr Leistung und stärkere Nutzung aufgefressen worden.
Der Trend, Daten und Prozesse in die Cloud zu verlagern, kann zwar grundsätzlich Effektivitätsgewinne bringen. Er hat jedoch in den letzten Jahren zu einem gigantischen Wachstum des Stromverbrauchs in einer steigenden Zahl von Rechenzentren geführt.
Laut Borderstep Institut verbrauchten im Jahr 2022 die Rechenzentren in Deutschland 17,9 Milliarden kWh Strom. Das sind 3,7 % des deutschen Stromverbrauchs – deutlich mehr, als die Stadt Berlin pro Jahr benötigt. Es ist zu erwarten, dass der Stromverbrauch von Rechenzentren weiter steigen wird, unter anderem getrieben durch den aktuellen KI-Boom. Das Borderstep Institut hält einen Anstieg auf über 30 Milliarden kWh im Jahr 2030 für möglich.
Parallel zur fortschreitenden Digitalisierung und ihrem wachsenden Ressourcenhunger verfolgen immer mehr Unternehmen freiwillig oder unter dem Druck regulatorischer Anforderungen ambitionierte Nachhhaltigkeitsziele. Dazu gehören insbesondere Ziele zur Reduktion von CO2-Emissionen. Green IT sollte ein wichtiger Baustein in der Nachhaltigkeitsstrategie jedes Unternehmens sein, das seine CO2-Ziele erreichen will.
Vorteile von Green IT
Green IT bietet Unternehmen eine Reihe von Vorteilen:
- Kosteneinsparungen: Durch den Einsatz energieeffizienter IT-Lösungen können Unternehmen ihre Betriebskosten senken. Geringerer Energieverbrauch führt zu niedrigeren Stromrechnungen, und langlebigere Hardware reduziert die Ausgaben für Neuanschaffungen.
- Verbesserte Wettbewerbsfähigkeit: Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit setzen, können sich von der Konkurrenz abheben und neue Kunden gewinnen. Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Kriterium für viele Verbraucher und Geschäftspartner.
- Erfüllung gesetzlicher Anforderungen: Immer mehr Länder führen strengere Umweltgesetze ein. Durch die Implementierung von Green IT können Unternehmen sicherstellen, dass sie diese Vorschriften einhalten und potenziellen Strafen entgehen.
Empfehlungen für den Ausbau von Green IT
Grundsätzlich ist zu empfehlen, den Ausbau von Green IT als Teil der integrierten Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens zu verfolgen. So lässt sich gewährleisten, dass die Green-IT-Initiativen zu den strategischen Nachhaltigkeitszielen beitragen.
Operative Maßnahmen beim Ausbau von Green IT sollten sich an folgenden Grundsätzen orientieren:
- Datenmanagement und Priorisierung von Datensätzen: Unternehmen sollten ihre Daten effizient verwalten und priorisieren, um den Ressourcenverbrauch zu minimieren. Dies kann durch den Einsatz von Cloud-Lösungen zur Datenspeicherung erreicht werden, was den Energieverbrauch reduziert und die IT-Infrastruktur entlastet. Bei der Auswahl des Cloud-Anbieters sind dessen Sicherheits- und Nachhaltigkeits-Performance zu prüfen.
- Energieeffiziente IT-Infrastruktur: Die Minimierung des Energieverbrauchs durch eine optimierte IT-Infrastruktur ist entscheidend. Dazu gehört die Zentralisierung von Geräten wie Druckern und Scannern sowie die Verwendung von Multifunktionsgeräten, die weniger Energie verbrauchen.
- Nachhaltigkeit bei der Wahl des IT-Partners: Unternehmen sollten bei der Auswahl ihrer IT-Partner auf deren Engagement für nachhaltige Praktiken achten. Dies kann durch Zertifizierungen und Nachweise auf den Webseiten der Partner überprüft werden.
- Energieeffiziente Softwareentwicklung: Nachhaltigkeit sollte bereits früh in den Entwicklungsprozess integriert werden. Umweltschonendes Software Engineering kann dazu beitragen, den Energieverbrauch von IT-Systemen zu senken.
- Automatisierung von Prozessen: Die Automatisierung von IT-Prozessen, wie z.B. Backups, hilft dabei, diese effizienter zu gestalten und den Energieverbrauch zu senken. Automatisierte Prozesse sollten vorzugsweise dann ablaufen, wenn das System freie Kapazitäten hat.
Darüber hinaus sollte zur Reduzierung des Elektroschrotts bereits bei der Beschaffung bzw. beim Leasen oder Mieten auf die Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit von IT-Hardware geachtet werden. Diese Maßnahmen helfen nicht nur, den ökologischen Fußabdruck des Unternehmens zu reduzieren, sondern können auch zu Kosteneinsparungen und einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit führen.
Herausforderungen beim Übergang zu Green IT
Der Übergang zu Green IT bringt eine Reihe von Herausforderungen mit sich:
- Anfangsinvestitionen: Die Umstellung auf energieeffiziente IT-Systeme und die Implementierung nachhaltiger Prozesse erfordern oft erhebliche Anfangsinvestitionen. Dies kann eine Hürde darstellen, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen.
- Komplexität der Umstellung: Die Integration von Green IT in bestehende Systeme und Prozesse kann komplex und zeitaufwändig sein. Es erfordert eine sorgfältige Planung und oft auch Schulungen für die Mitarbeitenden, zum Beispiel im Einkauf oder der IT-Abteilung.
- Technologische Abhängigkeiten: Unternehmen sind oft von bestimmten Technologien und Anbietern abhängig. Der Wechsel zu nachhaltigeren Alternativen kann daher schwierig sein, wenn kompatible Lösungen fehlen oder hohe Umstellungskosten anfallen.
Alle diese Herausforderungen sind lösbar, erfordern jedoch eine durchdachte Strategie, Hartnäckigkeit und Geduld.
Fazit
Green IT bietet enorme Potenziale für Unternehmen, nicht nur umweltfreundlicher zu werden, sondern auch ihre Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Trotz der Herausforderungen, die mit der Transformation zu Green IT verbunden sind, überwiegen die Chancen, langfristig Kosten zu sparen, gesetzliche Anforderungen zu erfüllen und die Marktposition zu stärken.
Wenn Sie beim Entwickeln Ihrer Green-IT-Pläne als Teil Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie Unterstützung benötigen, können Sie gern ein kostenfreies unverbindliches Gespräch mit mir vereinbaren.