Nachhaltige Lieferketten – Vorteile und Vorgehensweisen für KMU

Unternehmen sollten nicht auf gesetzlichen Druck warten, um ihre Lieferketten nachhaltig zu gestalten. Durch den systematischen Aufbau nachhaltiger Lieferketten können insbesondere auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) Wettbewerbsvorteile realisieren.

Nachhaltigkeitsrisiken in der Lieferkette

Nach Zahlen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) gibt es weltweit rund 28 Millionen Zwangsarbeiter, von denen über 17 Millionen in der Privatwirtschaft schuften. Ende 2021 geriet der Discounter Lidl wegen angeblicher Zwangsarbeit in die Kritik, nachdem die Menschenrechtsorganisation European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) schwere Vorwürfe gegen Lidl erhoben hatte:  Lidl-Textilprodukte würden von uigurischen Zwangsarbeitern gefertigt. Unabhängig davon, ob die Vorwürfe in diesem Fall zutrafen, zeigt das Beispiel, wie schnell Nachhaltigkeits-Themen in der Lieferkette zum Unternehmensrisiko werden können.

Nachhaltigkeit in der Lieferkette ist daher für deutsche Unternehmen heute relevanter denn je – sowohl für Großunternehmen wie auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). KMU betrifft das Thema zum einen als Lieferketten-Partner von Großunternehmen, die nach dem deutschen Lieferkettengesetz (LkSG) berichtspflichtig sind und von ihren Lieferanten entsprechende Auskünfte verlangen. Zum anderen sind KMU auch durch kritische Verbraucher und steigende globale Lieferketten-Risiken mit dem Thema konfrontiert.

Vorteile von nachhaltigen Lieferketten

Angesichts der zunehmenden ökologischen, sozialen und politischen Risiken in der Weltwirtschaft wird Nachhaltigkeit in allen Bereichen der Wertschöpfungskette für KMU immer wichtiger. Ging es früher beim Lieferkettenmanagement hauptsächlich um Effizienz, treten jetzt auch Resilienz und Fairness in Lieferketten stärker hervor.

Soziale Aspekte der Lieferkette - STMGNeben ökologischen Faktoren gewinnen soziale Aspekte, wie faire Arbeitsbedingungen und Menschenrechte, zunehmend an Bedeutung für Verbraucher, Handelspartner und Investoren. Unternehmen, die transparent belegen können, dass ihre Lieferketten ökologisch und sozial nachhaltig sind, reduzieren ihre Geschäftsrisiken und haben dadurch einen Wettbewerbsvorteil.

Nachhaltiges Lieferkettenmanagement wird damit zu einem wesentlichen Bestandteil von aktivem Risikomanagement. Und wer seine Lieferkettenrisiken minimiert reduziert damit auch seine finanziellen Risiken, die sich zum Beispiel daraus ergeben, dass Handelspartner oder Verbraucher die Produkte oder Dienstleistungen des betreffenden Unternehmens boykottieren.  

Vorgehensweise zum Aufbau nachhaltiger Lieferketten

Für den Aufbau einer nachhaltigen Lieferkette empfehle ich KMU die folgenden fünf Schritte.

Schritte zur nachhaltigen Lieferkette - STMG
5 Schritte zum Aufbau nachhaltiger Lieferketten

1. Analyse der aktuellen Lieferkette

Der erste Schritt zur nachhaltigen Lieferkette ist eine gründliche Analyse der bestehenden Strukturen. KMUs sollten ihre Lieferketten hinsichtlich Umwelt- und Sozialverträglichkeit bewerten. Dazu gehören:

  • Ressourcenverbrauch und Emissionen: Wo fallen die größten Umweltbelastungen an?
  • Soziale Standards: Werden Arbeitsrechte entlang der Lieferkette eingehalten?
  • Transparenz: Wie gut sind die Abläufe dokumentiert und nachvollziehbar?

Diese Analyse sollte über Liefer-Ebene 1, also die direkten Zulieferer, hinausgehen und auch weitere Ebenen umfassen. Lieferanten der Ebenen 2 und mehr zu analysieren, kann herausfordernd sein und erfordert eine gute Kooperation mit den direkten Lieferanten. Neben dem Upstream-Teil der Lieferkette sollte auch der Downstream-Teil analysiert werden: Wofür setzt der Käufer das erworbene Produkt ein? Entsprechen die Einsatzzwecke den gesetzlichen Nachhaltigkeitsstandards?

2. Lieferantenbewertung und -auswahl

KMU sollten Lieferanten nicht nur nach Kosten und Qualität, sondern auch nach Nachhaltigkeitskriterien bewerten und auswählen. Dazu gehört die Prüfung von:

  • Umweltzertifikaten wie ISO 14001 oder EMAS.
  • Sozialstandards wie SA8000 oder die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen.
  • Transparenz und Nachverfolgbarkeit der Lieferketten.

3. Zusammenarbeit mit Lieferanten

Nachhaltigkeit erfordert Zusammenarbeit entlang der gesamten Lieferkette. KMUs sollten:

  • Partnerschaften mit Lieferanten aufbauen, die ähnliche Nachhaltigkeitsziele verfolgen.
  • Workshops anbieten, um Lieferanten über die eigenen Nachhaltigkeitsstandards zu informieren und ein gemeinsames Verständnis für nachhaltiges Lieferketten-Management zu entwickeln.
  • Regelmäßige Audits durchführen, um bei Lieferenten die Einhaltung der Nachhaltigkeitsstandards zu überprüfen.

4.  Einsatz nachhaltiger Materialien und Technologien

Der Einsatz umweltfreundlicher Materialien und Technologien in den Produkten des eigenen Unternehmens kann auch die Nachhaltigkeit in der Lieferkette fördern. Dazu gehören:

  • Recycling und Wiederverwendung: Materialien und Produkte wiederverwenden und recyceln.
  • Energieeffiziente Technologien: Investitionen in energieeffiziente Produktionsmethoden und Maschinen.
  • Nachhaltige Verpackungen: Einsatz von biologisch abbaubaren oder recycelten Verpackungsmaterialien.

5. Digitalisierung und Transparenz

Der Einsatz digitaler Technologien, wie zum Beispiel Track & Trace-Lösungen, kann helfen, die Lieferkette transparenter und effizienter zu gestalten. KMU können in diesem Rahmen:

  • Digitale Plattformen nutzen, um die Lieferkette in Echtzeit zu überwachen und zu steuern.
  • Blockchain-Technologie einsetzen, um die Nachverfolgbarkeit und Sicherheit der Lieferkette zu erhöhen.
  • Datenanalysen verwenden, um Schwachstellen zu identifizieren und Prozesse zu optimieren.

Fazit

Die Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Lieferketten ist für deutsche KMU eine ebenso herausfordernde wie auf Dauer lohnende Aufgabe. Durch eine sorgfältige Analyse, strategische Auswahl und enge Zusammenarbeit mit Lieferanten sowie den Einsatz digitaler Technologien können KMU nicht nur ihre ökologische und soziale Verantwortung wahrnehmen, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken und den langfristigen Unternehmenserfolg sichern.

Lieferketten-Check - STMGKostenfreier Check

Wenn Ihr Unternehmen auf diesem Weg Unterstützung benötigt, vereinbaren Sie gern ein kostenloses Erstberatungsgespräch mit mir. Darin würde ich mit Ihnen einen Kurz-Check zum Stand Ihres Lieferketten-Managements durchführen und erste Nachhaltigkeits-Potentiale aufdecken. Auf der Basis dieses Checks können Sie entscheiden, welche weiteren Schritte Sie für Aufbau oder Weiterentwicklung Ihres nachhaltigen Lieferkettenmanagements unternehmen möchten.