Zirkuläre Geschäftsmodelle im Mittelstand – Chancen und Erfolgswege

Bei Kreislaufwirtschaft denken viele nur an Recycling. Doch das ist lediglich ein Aspekt dieses umfassenden Ansatzes. Um Missverständnisse zu vermeiden, benutzen einige den englischen Begriff Circular Economy oder sprechen von zirkulärer Ökonomie.

Die meisten Geschäftsmodelle sind heute noch von der linearen Ökonomie geprägt, die auf einem verschwenderischen Umgang mit natürlichen Ressourcen beruht. Angesichts der wachsenden ökologischen und sozialen Schäden des linearen Wirtschaftens und der drohenden Knappheit kritischer Rohstoffe gewinnen zirkuläre Geschäftsmodelle immer mehr an Bedeutung.

Über die Hälfte der Unternehmen plant Zirkularität

Zirkuläre Ökonomie - STMGZirkuläre Geschäftsmodelle bieten Unternehmen jeder Größe die Chance, nachhaltig zu wirtschaften und zugleich auf Dauer wettbewerbsfähig und profitabel zu bleiben. Es überrascht daher nicht, dass sich laut DIHK bereits über die Hälfte der deutschen Unternehmen (54 %) damit beschäftigt, wie sie den Übergang zu einem zirkulären Geschäftsmodell konkret umsetzen können. Weitere 20 % planen, dies in naher Zukunft zu tun, wie eine aktuelle DIHK-Umfrage zur Circular Economy ergab.

Viele mittelständische Unternehmen können beim Übergang von der linearen zur zirkulären Ökonomie an eine lange Tradition von Qualitätsbewusstsein und Innovationskraft anknüpfen. Das allein reicht jedoch nicht. Es braucht zusätzlich strategischen Weitblick und unternehmerischen Mut, um zirkuläre Geschäftsmodelle frühzeitig zu entwickeln und umzusetzen, selbst wenn der Markt kurzfristig noch lineare Angebote begünstigt.

Die wichtigsten Arten zirkulärer Geschäftsmodelle

Ein Geschäftsmodell beschreibt, wie ein Unternehmen Mehrwert für Kunden erzeugt und dadurch einen Ertrag erwirtschaftet. Im Mittelpunkt stehen dabei die logisch verknüpften Elemente für das Schaffen, Bereitstellen und Monetarisieren des Mehrwerts durch das Unternehmen.

Zirkuläre Geschäftsmodelle sind eine besondere Art von Geschäftsmodell. Sie zielen im Gegensatz zu linearen Geschäftsmodellen darauf ab, den Lebenszyklus von Produkten zu verlängern, Abfälle zu minimieren und Materialien wieder in den Produktionskreislauf zurückzuführen.

Die wichtigsten Arten zirkulärer Geschäftsmodelle sind:

  1. Zirkuläres Produktdesign - STMGKreislauffähige Produktgestaltung
    • Produktlebensdauer verlängern: Hierbei geht es darum, Produkte so zu gestalten, dass sie länger halten. Dies kann durch robuste Materialien, zeitloses Design und modulare Bauweise erreicht werden.
    • Wiederverwendbare Komponenten: Produkte werden so entworfen, dass ihre Komponenten nach Ende der Nutzungsdauer wiederverwendet oder recycelt werden können.
  2. Nachhaltige Produktion - STMGRessourcenschonende Produktion
    • Kreislaufwirtschaft in der Lieferkette: Rohstoffe und Materialien werden so bezogen und verarbeitet, dass Abfälle minimiert und Ressourcen effizient genutzt werden.
    • Energieeffizienz: Einsatz von erneuerbaren Energien und Maßnahmen zur Energieeinsparung in der Produktion.
  3. Recycling - STMGWiederaufbereitung und Recycling
    • Refurbishing und Remanufacturing: Gebrauchte Produkte werden wiederaufbereitet und erneut verkauft. Dies kann besonders in der Elektronik- und Maschinenbauindustrie profitabel sein.
    • Recycling: Materialien werden nach dem Ende ihrer Lebensdauer zurückgewonnen und wieder in den Produktionskreislauf eingespeist.
  4. Sharing Economy - STMGÖkonomie des Teilens (Sharing Economy)
    • Produktvermietung statt Verkauf: Unternehmen bieten ihre Produkte zur Miete an, statt sie zu verkaufen. Dies fördert die Mehrfachnutzung und verringert den Ressourcenverbrauch.
    • Plattformmodelle: Entwicklung von Plattformen, auf denen Produkte geteilt, vermietet oder weiterverkauft werden können.
  5. Product-as-a-Service - STMGProdukt als Dienstleistung (Product-as-a-Service)
    • Nutzung statt Besitz: Kunden zahlen für die Nutzung eines Produkts, nicht für den Besitz. Wartung und Reparatur bleiben in der Verantwortung des Herstellers, was Anreize für langlebige und reparaturfreundliche Produkte schafft.

Chancen zirkulärer Geschäftsmodelle für den Mittelstand

Nachhaltige Profite - STMGDie Umstellung auf zirkuläre Geschäftsmodelle erfordert ein Umdenken darüber, wie Mehrwert generiert wird, sowie Investitionen an Zeit und Geld. Der Lohn hierfür sind erhebliche Geschäftschancen, die den Aufwand in der Regel mittelfristig um ein Mehrfaches übersteigen:

  1. Kosteneinsparungen: Durch effizientere Ressourcennutzung und die Wiederverwendung von Materialien können Unternehmen ihre Kosten senken.
  2. Neue Märkte erschließen: Zirkuläre Geschäftsmodelle ermöglichen es, neue Kundenkreise zu erreichen und zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen.
  3. Kundenbindung stärken: Dienstleistungen wie Produktwartung und Mietmodelle fördern die Kundenbindung und bieten neue Umsatzquellen.
  4. Widerstandsfähigkeit erhöhen: Unternehmen werden widerstandsfähiger gegenüber Ressourcenknappheit und volatilen Rohstoffpreisen.
  5. Nachhaltige Positionierung: Eine nachhaltige Ausrichtung stärkt das Unternehmensimage und macht es attraktiver für umweltbewusste Kunden und Mitarbeiter.

Best Practices mittelständischer Unternehmen

Zahlreiche mittelständische Unternehmen in Deutschland haben bereits innovative zirkuläre Geschäftsmodelle implementiert. Hier stellvertretend für viele andere einige erfolgreiche Beispiele:

  • Vaude: Der Outdoor-Ausrüster verlängert die Produktlebensdauer durch Reparaturservices, verwendet recycelte Materialien und achtet darauf, dass seine Produkte am Ende ihrer Lebensdauer recycelbar sind.
  • RAU GmbH: Das Maschinenbauunternehmen setzt auf Remanufacturing und Ersatzteilservices, um gebrauchte Maschinen und Komponenten wiederaufzubereiten und erneut zu verkaufen.
  • Alba Group: Das familiengeführte Recycling- und Umweltdienstleistungsunternehmen nutzt innovative Recyclinglösungen, um den Materialkreislauf zu schließen und wertvolle Rohstoffe aus dem städtischen Abfall zurückzugewinnen.
  • Refurbed: Das Unternehmen aus Österreich spezialisiert sich auf die Aufbereitung und den Wiederverkauf gebrauchter Elektronikgeräte, wodurch die Nutzungsdauer der Produkte verlängert und erhebliche Treibhausgasemissionen eingespart werden.
  • cushion pack: Das Unternehmen bietet Verpackungspolstermaschinen an, die es B2B-Kunden erlauben, Verpackungsmaterial aus Alt-Kartonagen selber herzustellen und so Entsorgungskosten zu sparen.
  • Wilo: Das Dortmunder Familienunternehmen entwickelt und produziert Pumpensysteme für Anwendungen in der Gebäudetechnik, der Wasserwirtschaft und der Industrie. Dabei verfolgt es einen umfassenden Ansatz zur Implementierung zirkulärer Prinzipien angefangen vom Produktdesign. Im Mittelpunkt steht dabei die Reduktion von Ressourcenverbrauch, Energiekosten und CO2-Emissionen.

Praktische Schritte zum Umsetzen zirkulärer Geschäftsmodelle

Nachhaltige Unternehmensführung - STMGFür das erfolgreiche Umsetzen zirkulärer Geschäftsmodelle sollten mittelständische Unternehmen systematisch vorgehen und berücksichtigen, dass die Transformation zum zirkulären Wirtschaften grundlegende Einstellungsänderungen, Kooperation in der Lieferkette und darüber hinaus sowie Beharrlichkeit erfordert.

Die folgenden Schritte haben sich beim Aufbau zirkulärer Geschäftsmodelle bewährt:

  1. Analyse und Bewertung des aktuellen Geschäftsmodells: Analysieren, wie aktuell Mehrwert für Kunden generiert wird; eine Ressourcen- und Materialflussanalyse sowie einer Lebenszyklusanalyse für die wichtigsten Produkte durchführen, um Potentiale für Zirkularität zu entdecken.
  2. Pilotprojekte starten: Mit kleinen, überschaubaren Projekten anfangen, um das zirkuläre Geschäftsmodell in der Praxis zu testen und durch die gewonnenen Erfahrungen weiter zu verfeinern.
  3. Mitarbeiter einbinden und schulen: Mitarbeiter über die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft informieren und aktiv in die Umsetzung einbinden.
  4. Partnerschaften aufbauen: Zusammenarbeit mit Lieferanten, Recyclingunternehmen und anderen relevanten Akteuren zur Schließung von Kreisläufen und Nutzung von Synergien fördern.
  5. Fördermittel und Finanzierungsmöglichkeiten nutzen: Informieren über staatliche Förderprogramme und private Finanzierungsmöglichkeiten für nachhaltige Geschäftsmodelle.

Nachhaltigkeits-Partnerschaften - STMGDiese Schritte erfordern Zeit, Kompetenz und Sorgfalt. Wenn im Unternehmen die personellen Ressourcen fehlen, um zirkuläre Geschäftsmodelle zeitnah zu entwickeln und umzusetzen, empfiehlt sich die Unterstützung durch einen externen Berater. Falls Sie die Zusammenarbeit mit einem externen Berater erwägen, können gern ein kostenfreies Erstberatungsgespräch mit mir vereinbaren.

Fazit

Zirkuläre Geschäftsmodelle bieten mittelständischen Unternehmen erhebliche Chancen, sich zukunftsorientiert aufzustellen und nachhaltig profitabel zu sein.

Durch die Verlängerung der Produktlebensdauer, ressourcenschonende Produktion, Wiederaufbereitung und Recycling sowie innovative Konzepte wie die Sharing Economy und Product-as-a-Service können Unternehmen nicht nur ihre Umweltbilanz verbessern, sondern auch neue Einnahmequellen erschließen.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer strategischen Herangehensweise, die eine kontinuierliche Verbesserung von Geschäftsmodell und operativen Prozessen sowie die aktive Einbindung aller Stakeholder umfasst.